Verzinstes Depotkonto: Alle Depotanbieter im Test
Die meisten Giro- und Verrechnungskonten werden unverzinst geführt. Die Banken haben sich über Jahre über das kostenlose Kundengeld gefreut und konnten es gewinnbringend anlegen bzw. in Form von Krediten nutzen. Inzwischen zahlen Banken Zinsen für das Parken überschüssiger Gelder bei der EZB. Ungenutzte Kundeneinlagen sind dadurch häufig einer Belastung geworden. Der online Broker flatex hat inzwischen sogar eine negative Verzinsung auf dem zum Depot gehörenden Verrechnungskonto eingeführt. Kunden zahlen somit Gebühren in Form von negativen Zinsen, wenn sie Geld auf dem Depotverrechnungskonto liegen lassen. Flatex ist allerdings eine Ausnahme. Bei den meisten Depots werden keine Zinsen gezahlt oder verlangt. Es gibt jedoch weiterhin einige Anbieter, die ihren Kunden Zinsen auf dem Verrechnungskonto zahlen. Die auf dem zum Depot gehörenden Konto liegende Liquidität wird somit gewinnbringend verzinst. Wir stellen Depots mit einem verzinsten Verrechnungskonto vor. |
Depots mit einem verzinsten Verrechnungskonto im Vergleich
Lohnt sich ein verzinstes Depotkonto?
Ohne ein verzinstes Depotkonto verzichtet man auf Zinseinnahmen. Diese Zinseinnahmen würde man allerdings nur generieren, wenn man regelmäßig gewisse Summen auf dem Verrechnungskonto vom Depot liegen lässt. Sind immer nur kurzfristig liquide Mittel auf dem Depotkonto vorhanden und werden diese ansonsten immer wieder sofort für den Erwerb von Wertpapieren aufgewendet, lohnt sich ein Depot mit verzinstem Verrechnungskonto nicht.
Neben den Zinsen auf dem Verrechnungskonto sollte man außerdem immer die allgemeinen Kosten des Depots im Auge behalten. Alle in der Tabelle vorgestellten Depots werden kostenlos, also ohne regelmäßige Depotgebühr angeboten. Bei der Merkur Bank muss jedoch das verzinste Verrechnungskonto bezahlt werden. Aufgrund der hohen Gebühr für das mit 0,65% verzinste Konto, zahlt es sich rechnerisch erst aus, wenn man im Jahr mindestens 23.000€ auf seinem Depotverrechnungskonto liegen hat. Damit man wirklich von der Verzinsung profitiert, sollten die durchschnittlichen Geldbeträge auf dem Verrechnungskonto am besten noch deutlich höher sein.
Welches Depot bietet das beste verzinste Verrechnungskonto?
Am besten gefiel uns das Angebot der onvista Bank. Die Bank zahlte keine Zinsen auf dem Verrechnungskonto, sondern belohnte Anleger mit Freebuys, also Freikäufen. Leider hat die onvista Bank das Freebuy Depot 2020 eingestellt. Die Bank bietet Kunden inzwischen generell günstige Konditionen, aber leider keine Zinsen in Form von Freikäufen mehr an.
Wer eine Depot mit günstigen Ordergebühren sucht, sollte sich die onvista Bank dennoch ansehen. Man zahlt nur 7€ zzgl. eventueller Fremdkosten je Order. Außerdem sind die Ordergebühren der onvista Bank nicht vom Auftragswert abhängig. Die Kosten steigen somit nicht mit dem Orderwert, wie es bei anderen Banken üblich ist. Im Gegensatz zu Flatex, die ähnlich günstige Konditionen bieten, zahlt man auch keine Negativzinsen, womit wir wieder beim Thema Zinsen sind.
Merkur Bank lohnte sich erst bei größerem Vermögen
Die Merkur Bank zeigt bereits durch die Ordergebühren, dass sie es speziell auf vermögende Kunden abgesehen hat. Die Bank berechnet 25€ je Order und macht dies nicht vom Ordervolumen abhängig. Bei kleineren Ordervolumen von 2.000€ oder 5.000€ sind die 25€ höher als bei fast allen getesteten Direktbanken. Kauft oder verkauft man jedoch Wertpapiere im Wert von 25.000€ und mehr, wird das Angebot der Merkur Bank plötzlich attraktiv. Die meisten anderen Banken verlangen mehrheitlich nämlich eine prozentuale Ordergebühr, die mit dem Orderwert ansteigt und bei größeren Auftragsvolumen die Orderkosten in die Höhe treibt.
(Ebenfalls ein volumenunabhängiges Entgelt zahlt man übrigens bei der onvista Bank, Flatex und der DKB. Die Gebühren der drei Depots sind jedoch attraktiver als bei der Merkur Bank.)
Die Fokussierung auf ein wohlhabendes Klientel zeigt sich bei der Merkur Bank zusätzlich beim verzinsten Verrechnungskonto. Um eine Verzinsung zu erhalten, bezahlt man für das "Tagesgeld Plus Paket" ganze 149€ im Jahr. Bei der aktuellen Verzinsung benötigt man ein Durchschnittsguthaben von ca. 23.000€ auf dem Konto, um die Kosten wieder einzuspielen. Um höhere Zinserträge als bei den schlechter verzinsten Konkurrenzangeboten zu erhalten, muss man schon Summen von mindestens 50.000€ dauerhaft auf dem Konto liegen lassen. Der erhöhte Zinssatz gilt für Beträge bis maximal 100.000€.
(Die Merkur Bank bietet das kostenpflichtige und gut verzinste Tagesgeldkonto aktuell leider nicht mehr an. Wir informieren hier, falls die Merkur Bank die Verzinsung wieder aufnimmt.)
Wer jedoch dauerhaft größere Beträge auf seinem Depotverrechnungskonto liegen lässt bzw. liegen lassen muss, profitiert von dem Angebot der Merkur Bank. Für Kleinanleger lohnt sich das Angebot jedoch nicht.
NIBC oder ING für Kleinanleger?
Das Depot der Merkur Bank und das kostenpflichtige Tagesgeldkonto Plus, lohnen sich wie weiter oben gezeigt nicht für Kleinanleger. Welches verzinste Depotkonto lohnt sich daher bei kleineren Beträgen auf dem Verrechnungskonto?
Direkt unter der Tabelle haben wir bereits die onvsta Bank mit ihren Freikäufen empfohlen. Wer jedoch so gut wie nie Wertpapiere kauft und wirklich nur Zinseinnahmen mit seinem Verrechnungskonto erzielen möchte, kann sich zwischen der ING und NIBC direkt entscheiden.
Unser Meinung nach macht im Vergleich der beiden Banken die ING das klar bessere Angebot. Dies lag an dem guten Gesamtpaket, dass die ING ihren Kunden bietet. Allerdings hat die ING den Zinssatz ihres Tagesgeldkonto auf 0% abgesenkt. Wer zwingend eine minimale Verzinsung auf seinem Depotkonto erhalten möchte, sollte sich daher das NIBC Depot genauer ansehen.